„Wie gefällt dir der Gedanke, einer dieser wenigen Erinnerungen zu sein, die mich fühlen lassen, dass das Ende einer gemeinsamen Zeit von essenzieller Schönheit sein kann, selbst wenn man nur unbekleidet nebeneinander auf dem Sofa sitzend eine Zigarette teilt, ohne sich zu berühren, während du im Vordergrund, zur Feier des Moments, Thom Yorke singen lässt, wie zu Beginn? Nahezu als pervers, empfand ich die Art dieser Inszenierung unserer letzten Sekunden, zuerst. Aber zuletzt, an einem Strand in Peru, während die Fischer tauchten, kam die Erinnerung in Schönheit zurück. Mitten im bewusst werden, dass nichts final ist. Bewegt sich letztendlich nicht alles, jedes Gefühl, jeder Gedanke, jedes Molekül, immer weiter, irgendwohin? Wir alle, um noch einmal auf die Inszenierung unseres Abschieds zurück zu kommen, sind zumindest in den mir bekannten Breitengraden Meister der Eröffnungszüge. Aber einem Abschied gleiches, gar größeres Gewicht zu verleihen und damit all dem was war, dafür danke ich dir. Dafür könnte ich dich wieder lieben, wohl wissend, dass mit dir selbst das Ende, was immer ein Ende auch ist, erinnerungswürdiger ist, als mancher Anfang.“

„Sicherlich liegst du noch so, wie auf dem letzten Bild in meinem Kopf. In Laken, die es Wert wären, gewechselt zu werden. Zeit für neues. Stoß dir nicht den Fuß am Türrahmen, wenn du aufstehst, um den Herd anzustellen, mit dem Tee, der nach meiner Aufstehsession schon erkaltet sein müsste. Du, ich sitz hier im Büro und alles ist wie immer. Müsste nur mal aufräumen. Überhaupt. Aber das ist ein generelles Problem, auf eine Art. Schaffen uns immer wieder neue Welten. Und was ist mit den alten? Verstehst du? Klar, verstehst du! Keiner kennt mich besser. Keine. Würd jetzt gern an deinen Haaren riechen und unter der Bettdecke mit dir sein, um wie Kinder von großen Plänen zu sprechen. Im Dunkeln. Während draußen die Sonne scheint. Nach einer Zeit in Dunkelheit wird Licht aggressiv, schneidend, gleißend. Bis man sich gewöhnt. Wie an so vieles. Will nicht klagen. Nur sagen, dass wir viel zu wenig sprechen, viel zu viel über die Vergangenheit und was wer wie wo gesagt hat und wie es gemeint war und was die Zukunft bringt, viel zu wenig über das Jetzt. Über den Geruch von Atem, der eine Geschichte erzählt, eine gute oder eine schlechte, über die Relevanz jeder Handlung, weil man doch nicht weiß, was danach passiert. Verstehste. ?. ?. Wenn ich dich jetzt nicht küsse, bloß weil mir danach ist, obwohl du schläfst und dann vielleicht aufwachst und mich anstrahlst oder verfluchst, je nach der Laune des Augenblicks; ja, wenn ich dich jetzt nicht küsse, geht die Geschichte, unsere Geschichte, anders weiter. Aber ich rede wirres Zeug, denn auf dem Flur höre ich irgendwo einen Kopierer, der irgendwas dupliziert und du bist kilometerweit entfernt. Im Stadtkern. Und küssen fällt aus. Also überleg dir gut, ob du dir bloß den Chai Tee aufwärmst oder gänzlich neu beginnst. Und ruf mich an. Vergiss das nicht. Spätestens Montag. Das wäre schön.“

„Wenn alles heute anders ist, als alles was sonst anders ist, dann lass uns losziehen. Will nicht den Sonnenaufgang verpassen und es ist noch weit. Habe alles viel zu schön geregelt - bis hier. Dieses Leben haben wir schon gelebt. Was neues muss her. Höchstens vielleicht noch archivieren. Aber eher wenn wir alt sind. Jetzt ist es noch zu früh. Was brauchen wir wirklich? Nichts. Nicht viel. Komm! Jeder Anfang ist wie eine Geburt. In diesem Sinne glaube ich an die Wiedergeburt. Du? Woran glaubst du? An uns? Uns uns uns uns? Kann's nicht mehr hören. Warum bist du so uns-geil? Warum? Was steckt dahinter. Bist dir wohl selbst zu wenig. Klingt vielleicht hart aber es ist so. Aber das ist therapierbar. Auf Kasse. Aber Kasse machen die anderen. Eine andere Geschichte. Lichte dich jetzt ab. Als Erinnerung. Vielleicht doch besser, wenn ich das hier erst mal alleine durchziehe. Behalte nur dich! In Erinnerung. Für schlechte Zeiten. Obwohl: schlechter kann’s kaum werden. Alles abgestanden goldig. Wir auch. Versteh mich nicht falsch. Ist eigentlich alles superduper. Aber genau das kotzt mich an. Alltag. Verfalltag. Wag gar nicht daran zu denken wie es morgen wird. Groß wird’s. Wo werde ich beim Sonnenaufgang sein? Freust du dich für mich? Das ist Liebe. Hey das wär's. Wir hauen beide gemeinsam ab aber getrennt. Einer geht links und einer rechts am Horizont. Und wenn wir uns dann irgendwann irgendwie irgendwo treffen. Das wär’s. Allein die Vorstellung macht mich .... du weißt schon wie. Weißt du was ich gestern dachte, als ich meinen Kulturbeutel vorpackte und die Nagelschere in der Hand hielt? Im Leben ist es wie beim Fingernägelschneiden. Nie perfekt. Aber Deine sind schön. Aber das hab ich dir ja schon oft gesagt, oder?“