„Sicherlich liegst du noch so, wie auf dem letzten Bild in meinem Kopf. In Laken, die es Wert wären, gewechselt zu werden. Zeit für neues. Stoß dir nicht den Fuß am Türrahmen, wenn du aufstehst, um den Herd anzustellen, mit dem Tee, der nach meiner Aufstehsession schon erkaltet sein müsste. Du, ich sitz hier im Büro und alles ist wie immer. Müsste nur mal aufräumen. Überhaupt. Aber das ist ein generelles Problem, auf eine Art. Schaffen uns immer wieder neue Welten. Und was ist mit den alten? Verstehst du? Klar, verstehst du! Keiner kennt mich besser. Keine. Würd jetzt gern an deinen Haaren riechen und unter der Bettdecke mit dir sein, um wie Kinder von großen Plänen zu sprechen. Im Dunkeln. Während draußen die Sonne scheint. Nach einer Zeit in Dunkelheit wird Licht aggressiv, schneidend, gleißend. Bis man sich gewöhnt. Wie an so vieles. Will nicht klagen. Nur sagen, dass wir viel zu wenig sprechen, viel zu viel über die Vergangenheit und was wer wie wo gesagt hat und wie es gemeint war und was die Zukunft bringt, viel zu wenig über das Jetzt. Über den Geruch von Atem, der eine Geschichte erzählt, eine gute oder eine schlechte, über die Relevanz jeder Handlung, weil man doch nicht weiß, was danach passiert. Verstehste. ?. ?. Wenn ich dich jetzt nicht küsse, bloß weil mir danach ist, obwohl du schläfst und dann vielleicht aufwachst und mich anstrahlst oder verfluchst, je nach der Laune des Augenblicks; ja, wenn ich dich jetzt nicht küsse, geht die Geschichte, unsere Geschichte, anders weiter. Aber ich rede wirres Zeug, denn auf dem Flur höre ich irgendwo einen Kopierer, der irgendwas dupliziert und du bist kilometerweit entfernt. Im Stadtkern. Und küssen fällt aus. Also überleg dir gut, ob du dir bloß den Chai Tee aufwärmst oder gänzlich neu beginnst. Und ruf mich an. Vergiss das nicht. Spätestens Montag. Das wäre schön.“