VIEL LUFT UM NICHTS
 

VIEL LUFT UM NICHTS

Blindtexter und Tonton dachten anlässlich der Sauerstoffbar-Lesung laut über nichts nach

Blindtexter: Sag mal TonTon. Wie sieht Deiner Meinung nach der durchschnittliche Sauerstoffbar-Kunde aus? Sind wahrscheinlich alles Fahrradkuriere, die nach so einem Großstadtdschungeltag mal wieder Frischluft atmen wollen, oder?

Tonton: Klingt schlüssig - aber: ist Sauerstoff nicht ein chemischer Grundstoff? Ein farbloses und geruchloses Gas, das mit fast allen Elementen Verbindungen bildet? Vielleicht ist der durchschnittliche Kunde einer Sauerstoffbar daher vielleicht eher ein Mitarbeiter einer Telekommunikationsfirma. So à la Nokia - Connecting People. Was meinst du?

Blindtexter: Ooooh. Der Herr spielt die Allgemeinwissen-karte. Gib’s zu, Du hast unter www.wissen.de unter Sauerstoff nachgeguckt...

Tonton: Nö. Ich hab mir letztes Jahr die Dreieinhalbmeter-Version der limitierten 2000er Brockhaus-Edition im braunen Kunstleder-Rücken mit Goldprägung zugelegt. insgesamt 32 Bände. Ehrlich gesagt, wusste ich bis zu Deiner Frage nicht, wozu ich die eigentlich brauche.

Aber da ich ohnehin gerade darin geblättert habe, hab’ ich gleich auch noch unter “Bar” nachgeschaut. Was hältst Du von der Erklärung?: “Die Bar ist ein Lokal, in dem hauptsächlich Getränke an einem auch Bar genannten Schanktisch ausgeschenkt werden. Die meisten Bars sind nur Abends und Nachts geöffnet, vermehrt aber auch tagsüber. Je nach Ausrichtung wird Bier und eine einfache Auswahl an Modegetränken oder auch eine große Vielfalt an Cocktails angeboten. Eine Bar ist ein beliebter Treffpunkt, sei es in Hotels oder als Ausgehziel in der Stadt. gerade bei zweitgenannter Form wird meist viel Wert auf die gespielte Musik gelegt.”.

  • Kurze Pause -

Du sag mal…

Blindtexter: Hmm, was denn?

Tonton: Zählt Sauerstoff dann eigentlich eher zu den Modegetränken oder doch eher zu den Cocktails? Übrigens, wenn Du wissen möchtest, woher das Wort Cocktail kommt - frag mich!

Blindtexter: Nur weil Günther Dich bei “Wer wird Millionär” nicht genommen hat, musst Du hier nicht den Schlaumeier raushängen lassen. Hab unter wissen.de im übrigen unter “Schlaumeier” nachgeschaut, um Dir hier gleich ne gepfefferte Retourkutsche liefern zu können: Doch die Erklärung war mit “Schlaukopf” relativ zweisilbig, so dass ich es dann doch lieber gelassen hab.

Aber noch einmal zurück zur Bar, wo laut Kunstlederrückenbrockhaus ja viel Wert auf gespielte Musik gelegt wird. Das ist in der Sauerstoffbar ja irgendwie anders. Da ist nichts gespielt. Kein Fake. Alles pur. Alles echt. Echt glücklich aufgewachsene O²’s, die sich quasi zu einer Interessengemeinschaft zusammengeschlossen haben, um der Menschheit gemeinsam was gutes zu tun.

Weil die Welt böse und gemein ist und immer böser und gemeiner wird und den urbanen Mutter-Theresa-Sauerstoffengeln mit gasförmigen Abfallprodukten an die Kehle gehen, die

UND JETZT HÖR GUT ZU! MICH WÜRDE DER GÜNTHER MIT KUSSHAND NEHMEN!!!!

“in Abhängigkeit vom verbrannten Material und von den Verbrennungs-Bedingungen wechselnde Anteile von Kohlendioxid, Kohlenmonoxid, Schwefel- und Stickoxiden, Kohlenwasserstoffen, Halogen- und Schwermetallverbindungen, Staub und Ruß enthalten”

Das man für die glücklich aufgewachsenen 0²’s einen kleinen Obolus entrichten darf, ist sozusagen ein angenehmer Nebeneffekt, ein karitative Geste für die es leider keine Spendenquittung gibt. Aber die wahren Wohltäter wollen ja eh nicht mit Namen genannt werden. Und wenn man die nicht von der Steuer absetzen kann, tut man sogar dem Staat was gutes.

Umso länger ich mich mit der Geschichte beschäftige, desto großartiger finde ich die Materie. Wusstest Du eigentlich, dass die 3 Aggregatzustände der Materie: fest, flüssig und gasförmig, bei hohen Temperaturen und Drücken (z. B. im Erdinnern oder auf der Sonne) ihren Sinn verlieren?

So richtig verstanden hab ich das ja ehrlich gesagt nicht. Ist vielleicht mit dem zu vergleichen, was dabei herauskommt, wenn zwei gealterte Nachwuchsautoren unter höchsten körper- und geistigen Anstrengungen und anspruchsbedingtem Leistungsdruck einen alltagsphilosophischen Dialog zusammenschustern.

Tonton: Sag mal, Du designierter Günther Jauch. Wie wäre es nach dem Monolog mit ner Runde Sauerstoffzelt? Deine Alveolen müssen nach diesem Vortrag ja komplett schlaff in den Bronchial-Seilen hängen.

Ich dachte übrigens bis dato, dass sich die 3 verschiedenen Aggregatzustände auf etwas völlig anderes beziehen...

Flüssig stand bei mir für: “ich hab nie genug Geld, um mir was zu kaufen.”

Fest stand bei mir für: “Mist noch über ‚ne Woche, bis mein Gehalt auf’m Konto ist.”

Und gasförmig stand für: “Egal, jetzt hat sich eh alles in wohlgefallen aufgelöst. Und was man nicht hat, gibt man auch leichter aus.

Aber sag mal, hast Du eigentlich schon mal im Flyer der Sauerstoffbar geblättert?

Blindtexter: Nö!

Tonton: Na, dann wird es höchste Zeit, mein Lieber. Wie findest Du das?

“...eine hochkonzentrierte Sauerstoff-Inhalation verbessert die Aufnahme, die Verwertung und den Transport von Sauerstoff. Dadurch kann auf Dauer bei Jüngeren, gut konditionierten Personen der Energiestatus um 10% und bei älteren, belasteten Personen sogar bis zu 90% erhöht werden!” Musstest Du wieder als Proband für die 90% Gruppe erhalten?

Aber da wir uns schon die ganze Zeit über chemische Elemente unterhalten, Hab ich dir eigentlich schon erzählt, dass ich letzte Woche in einer Kneipe schon mal auf Sauerstoff angesprochen worden bin?

Blindtexter: Neeee, aber es interessiert mich echt brennend. Kann kaum noch abwarten. Ist bestimmt tooootal interessant

Tonton: Der Kellner hat mich gefragt, ob ich e Sauerstöffche habbe will, oder aber lieber’n Süssgeschprizzde... witzisch, gell?

Blindtexter: Ich glaub Du solltest Deinen Wohnsitz nach Mainz verlegen, schade nur, dass die Faschingszeit schon vorbei ist. Dafür hast Du jetzt noch ein Jahr Zeit, um an Deiner Büttenrede zu schreiben.

Tonton: Ja, ja, das finde ich auch sehr schade, aber da wir jetzt schon bei den essentiellen Dingen des Lebens - wie zum Beispiel Fasching - sind, was meinst Du, was ist denn nun wirklich wichtig im und zum Leben? Waldmeister für Wassereis?

Blindtexter: Mit Waldmeister-Wassereis kannst Du mich genauso jagen, wie mit Airwaves-Limone, da ist mir ein Klostein zum lutschen noch lieber. Kondome mit Bananengeschmack fallen wahrscheinlich in die gleiche Kategorie, wobei ich da nicht wirklich mitreden kann - der Geruch hat mir allerdings schon gereicht.

Aber im Prinzip hast Du Recht. sind nicht die unwichtigen Dinge die wirklich wichtigen Dinge des Lebens?

Tonton: Ja, da stimme ich Dir zu. Aber - ich würde deine Aussage gerne ergänzen. Denn eigentlich müsste es lauten: "Die vermeintlich unwichtigen Dinge des Lebens sind die wichtigen".

Das sind nämlich die, die man auf den ersten blick erst mal überhaupt nicht als solche wahr nimmt. Denen man nicht allzu viel Bedeutung schenkt und die sich aber dann im nachhinein als mögliche, wichtige Wendepunkte herausstellen.

Das ist ungefähr so, wie wenn man zu sich sagt: "Och nö, die Einkommensteuerzahlungsaufforderung muss ich jetzt noch nicht bezahlen, das hat doch bestimmt noch Zeit.".

Jaaa, das ist relativ locker so daher gesagt und da wir Menschen ja zu Übersprungshandlungen neigen, können wir so etwas “unwichtiges” auch schnell wieder verdrängen. Meistens werden wir erst dann wieder daran erinnert, wenn der Gerichtsvollzieher vor der Tür steht und freundlich einen auf Kuckuck macht. Spätestens dadurch wird die Angelegenheit automatisch wichtig.

Oder - der Klassiker! Wenn ein Typ zu seinem Mädel sagt: "Och, nee. Du, da wird schon nichts passieren. Ich pass eeeeecht auf. Ich hab eigentlich noch nie mit Gummi, das fühlt sich doch auch für Dich bestimmt total unecht an..."

Ja und dann benötigt die Kleine 4 Wochen später erst mal keine Ultra Cares mehr!

Blindtexter: Deine Beispiele sind zwar wahrhaftig dramatisch, gehören aber eher in die Ecke “kleine Ursache, große Wirkung”.

Wobei der, dem der Gerichtsvollzieher alles bis auf die Fußmatte aus der Wohnung geräumt hat, vielleicht in den Genuss der Erkenntnis kommt, dass alles, oder besser gesagt vieles, wofür er mal gelebt hat, zwar materiellen, jedoch keinen wahren fühlbaren Wert hat.

Ich meinte eher die kleinen, stillen, fast alltäglichen Momente, Szenen und Bilder, die auf den großen Lebensplanungslisten nur Nebenrollen spielen.

Mit die glücklichsten Momente meines Lebens hatten Null Komma gar nichts mit “Comme des Garcons Leder Portemonnaies”, Poolpartys oder “Schloss Marco Brunn Gala Diners” zu tun - obwohl ich zugegebenermaßen auf Luxus und Dekadenz abfahre, ziemlich sogar.

Aber so auf’m Surfbrett im Meer, stundenlang keine Welle kriegen, weil man’s immer noch nicht richtig drauf hat - aber einfach das Wasser, der Wind, die Sonne - Waoh. Das ist Glück.

Und mir würden noch tausend andere Dinge einfallen, tausend Beispiele dafür, dass man nicht nach den Sternen greifen muss, um glücklich zu sein.

Schweif ich ab?

Tonton: Na ja, sooo würd’ ich’s jetzt nicht sagen...

Blindtexter: O.k. Kommen wir zurück zu Deinem Waldmeister-Wassereis-Satz. Die blöden Dinger kosten vielleicht 5 Cent pro Stück, werden für 0,0001 Cent produziert, aber die Kids und Ex-Kids, die darauf stehen, würden dafür jeden Hägen Daaz-Krokant-Becher links liegen lassen. Und solche Beispiele gibt’s für alle Lebensbereiche. Ich vergesse das immer wieder. Die Suche nach dem Kick, nach mehr und größer und geiler ist wie eine Sucht. Wie Drogenabhängige brauchen wir immer mehr und mehr. Egal wie viel ich verdiene, ich bin immer im Dispo - und zwar seit ich ein Girokonto hab. Macht das Sinn?

Tonton: Gut beobachtet. Wahrscheinlich macht das schon Sinn, denn der Weg ist ja auch ein Teil des Ziels.

Das gab’s ja auch bereits beim Turmbau zu Babel. Der hat ja nicht so richtig funktioniert.

Wer zu hoch hinaus will, kann sehr tief fallen.

Aber diese Erkenntnis kann auch sehr hilfreich sein, wenn dieser Absturz einem die Augen öffnet. Dieser “Aufschlag” tut trotzdem sehr weh. Muß man sich doch dann meistens von liebgewonnenen Gewohnheiten verabschieden.

Aber wie heißt es doch so treffend: “Die dunkelste Stunde, ist die vor Sonnenaufgang.”.

Sag mal, schweif ich jetzt ab?

Blindtexter: Ääh, nö? Ja, ja, Sonnenaufgang finde ich auch immer wieder schön.

Tonton: O.k., o.k., o.k. - schon gut.

Surfbrett - Wellen - Wasser - Designer-Klamotten - Alles schön und gut. Das sind dinge, mit einem sehr hohen Wohlfühlfaktor. Aber, weißt du wann mir das Herz so richtig überläuft?

Blindtexter: Nö!

Tonton: Hotel in Paris: € 399,- - Inlineskates: € 198,- - Aber - wenn ein Mensch zu einem anderen aufrichtig sagt: “Ich liebe dich - so, wie Du bist”: ....?

Blindtexter: Unbezahlbar!

Jetzt müssten wir eigentlich unseren Vortrag beenden, nach dem Du die Rührungstränensäcke aktiviert hast. Lass mich erst mal tief Luftholen...

Womit wir schon wieder beim Thema wären!

Tonton: Das stimmt. Aber da das Wort “Unbezahlbar” noch so ein wenig bedeutungsschwanger im Raum schwebt, könnte man das ja eigentlich wieder mit den Fahrradkurieren, dem Großstadtdschungel und der Frischluft verbinden.

Etwas wie Sauerstoff, den wir zum leben de facto benötigen, ist eigentlich unbezahlbar.

Also, wie sieht denn nun der durchschnittliche Sauerstoffbar-Kunde aus? Wie Lotto-King-Karl?

Blindtexter: Kann man das so pauschalieren? Lotto King Karl kann ruhig draußen bleiben. Der duscht zu selten und was kann man in einer Sauerstoffbar weniger gebrauchen als schlechte Luft.

Ich würd’ sagen: Durchschnittliche Sauerstoffbar-Kunden sind alle, denen öfter mal die Luft ausgeht. Jan Ullrich zum Beispiel. Ziggy Marley, wenn er mal wieder eine Friedenstüte zuviel unter der jamaikanischen Kokospalme verraucht hat, oder der Bundeskanzler - dem ja mittlerweile auch eingefleischte Sozialdemokraten Sauerstoffmangel im Gehirn attestieren.

Tonton: Ich glaube Schröder bräuchte eigentlich ne Perma-Sauerstoff-Behandlung. So unangenehm, wie der rüberkommt, sollte der sich lieber mit Lotto-King-Karl treffen. Die können dann beide draußen bleiben - obwohl man ja eigentlich die Hoffnung nie aufgeben sollte, glaube ich schon, dass die beiden bereits das Schaffner-Schild auf der Stirn haben - deren Zug ist de facto abgefahren.

Und während Jan Ullrich darüber nachdenken kann, wie er die Tour de France dann vielleicht im nächsten Jahr gewinnen kann, sollte er sich mal in das Sole-Bad mit dem “Toten-Meer-Salz-Zusatz” legen.

Da hat er dann eine subjektiv empfundene Spontan-Gewichtsreduktion. Damit hätte er auch seine von Eddy Merckxs angesprochenen “Lovehandles” wieder im Griff.

Aber ob die ihn bei 40.000 gefahrenen Radkilometern pro jahr wirklich interessieren, weiß ich natürlich nicht. Böse Zungen behaupten ja, bei Radfahrern würde der beste freund meistens auf die frisch geputzten Schuhe und nicht auf den Fahrradhelm zeigen.

Blindtexter: Eigentlich sollten wir die gesamte Nation zum kollektiven Luftholen schicken. Ich kann das aphatische Gejammer nicht mehr hören. Die Maden im Speck faseln etwas von Konjunkturkrise und Perspektivlosigkeit, bloß um sich dann in den IKEA-beglückten vier Wänden einzuschließen um die nach der Euroumstellung übriggebliebenen Kröten festzuhalten, damit ihnen ja nichts passiert.

Statt Flucht nach vorne wird vorausschauend schon mal die weiße Fahne geschwenkt. Ich frag mich dagegen: Wo bleiben die Trümmerfrauen?

Tonton: Du sagst es. Und das schöne bzw. erkenntnisreiche daran ist, dass wir uns immer und immer wieder im Kreis drehen. Sowohl thematisch heute Abend, wie auch im richtigen Leben.

Und zu unserem Thema: “Was man eigentlich zum Leben benötigt”, fällt mir eine sehr treffende Beschreibung eines Jungautoren, Frederic Beigbeder aus seinem Debütroman 39,90 ein:

Er beschreibt - aus der Sicht eines bekannten und erfolgreichen Werbetexters - das Verhältnis, also die Beziehung zwischen den Konsumenten und den Produkten, die Beigbeder bewirbt.

Er beschreibt es ungefähr so: “Du - als Konsument weißt nicht, dass ich als Werber gerade ein Produkt auslobe, dass Du zwar noch nicht kennst, aber wenn es dann auf dem Markt erhältlich ist, unbedingt haben mußt, damit Du wieder zufrieden bist.

Denn ich werde Dir eintrichtern, dass Du ohne dieses Produkt unzufrieden sein wirst. Aber, wenn Du Dir dann endlich dieses Produkt gekauft hast, und glaubst endlich glücklich zu sein, sitze ich schon am nächsten Produkt, dass Du noch nicht kennst. Und so werde ich Dich immer in einem quasi Dauerzustand der Unzufriedenheit halten und Du wirst, wie der berühmte Hund der Wurst hinterher rennen, die an einem Stock hängt, der auf deinem Rücken festgebunden ist.”.

Also, ich sage nur: Digitales Fernsehen, bis zu 500 Fernsehkanäle, 24 stunden TV, Reality Shows, Zeitschriften à la Cosmopolitan und Mens Health, Six-Pack-Bauchmuskeln und Schönheitsoperationen, Internet, mediale Reizüberflutung...

Was meinst Du, stirbt der Hund während des Rennens an Herzinfarkt, oder findet er heraus, wie er an die Wurst kommt?

Blindtexter: Da gibt es ja mannigfaltige Studien. Hab sogar mal von einer gehört, wo die Wurst dem Hund hinterherläuft. Das sind dann die sogenannten Trendsetter. Wenn Du zu dieser Gruppe gehörst, rollen sie Dir einen roten Teppich aus und alles was dazu gehört. Aber ich glaube für uns ist der Zug abgefahren. Da musst du mindestens Weltmeister im Snowboarden, Teleprompterstar oder tiefdecolletierte Spinatliebhaberin sein.

Dann kannst Du Dich vor Würsten gar nicht mehr retten. Da nimmst du nur noch den Hinterausgang!

Tonton: Igittigittigitt - so viele Würste. Und das mir als Veggie. Da wird es mir ja richtig schlecht.

Aber, Du hast Recht, allzu viele Trümmerfrauen scheint es nicht mehr zu geben. Zumindest steht von denen nichts in den offiziellen Presseorganen der Frauen so à la Gala, Brigitte oder Amica und die Männer sitzen derweil kollektiv vor der Glotze - fussballbundesligisieren und formeleinsen vor sich hin.

Das fehlende Stück Natur liefert Krombacher frei Mattscheibe. Und wer ein richtiger Umweltaktivist ist, der kauft sich gleich einen ganzen Kasten Krombacher und rettet so einen Quadratmeter Regenwald. Das ist doch mal eine richtig geile Begründung für die Hopfenkaltschale.

(Lallend): “...Nein, mein Schatzilein, wenn ich kein Bier trinke, gibt’s bald keine Bäume mehr!”. Na denn, Prost.

Blindtexter: Kann man mit Gin-Tonic eigentlich auch Regenwald retten? Dann käme ich schon auf einen 32tel Hektar.

Jetzt hab ich aber komplett den Faden verloren. Wo waren wir denn stehengeblieben? Irgendwo zwischen Fahrradkurier, luftleerem Kanzler und Tofu-Würstchen.

Da fällt mir grad was ein. Durch die positive Wirkung von Sauerstoff ergibt sich quasi eine Kettenreaktion. So, wie wenn Du die Frau an der Käsetheke anlächelst. Dann geht die glücklich nach Hause und kocht ein leckeres spätes Abendessen - die Supermärkte haben ja jetzt bis 20 Uhr auf - und der Mann ist glücklich und geht am nächsten Tag ins große Büro und ist nett zu seinen Kollegen, die dann aufgrund der positiven Atmosphäre einmal nicht ihre Frauen schlagen, die dann wiederum nicht ihre Kinder schlagen und im Kindergarten geht dann alles ganz friedlich zu.

Die Schulkinder lassen ihre 45er Magnum zu Hause und machen in der Pause Seifenblasen. Verstehste?

So ‘ne Dosis Sauerstoff kann die Welt verändern. Du fühlst Dich ein Stückchen besser und Schwupps... PING PONG PANG haste die Welt verändert.

Tonton: Genau, und anstatt dem Ortsfremden, der äußerst höflich nach dem Weg fragt, ein griesgrämiges “Was is?” oder das legendäre, von ganzem Herzen kommende, frankfurterische “He?” ins Gesicht zu blaffen, nehmen sich die Menschen wieder Zeit und vor allem Rücksicht auf andere.

Das macht sich dann auch extrem im Straßenverkehr bemerkbar. Rechts vor links? Kein Problem. Der wartende Fußgänger am Zebrastreifen wird mit einem Lächeln und einer freundlichen Handbewegung zum Passieren der Straße aufgefordert.

die übelstgelaunte Kassiererin im Supermarkt wird solange angegrinst, bis sie einem fast dankbar dafür in den Arm nehmen möchte; und der auf Lebenszeit verbeamtete Mitarbeiter des Einwohnermeldeamtes wird sich, obwohl er eigentlich dafür nicht zuständig ist, all die Zeit nehmen, die es braucht, um uns zu helfen. Und wenn er uns dann zufrieden anschaut und uns mit den Worten “Ich habe ihnen doch gerne geholfen, Sie müssen sich dafür doch nicht bei mir bedanken, das ist doch mein Job” noch einen sonnigen Tag wünscht, spüren wir wie schön und respektvoll das Miteinander doch sein kann.

Blintexter: Und das geht ja noch viel weiter. Die Redakteure vom hessischen Rundfunk trauen ihren Augen und Ohren nicht - als sie sich per RMV ins Redaktionsbüro begeben. Lachende, gesunde, vitamingeladene Mitbürger stehen und sitzen in Bus & Bahn, unterhalten sich untereinander, liegen sich in den Armen, obwohl sie sich nie zuvor gesehen haben.

Die Folge: die hessischen Radio- und Fernsehsender berichten zum ersten Mal in ihrer Vereinsgeschichte nur über positive Ereignisse.

Zwar hat es die Redaktionsteams Blut, Schweiß und Tränen gekostet, das Programm zu füllen, aber in der Nachbesprechung sind sich alle einig: Es geht ihnen besser, viel besser. Die Stimmung dreht, es geht ein Ruck durch die Nation, die Konjunktur explodiert.

Die New Economy hat versagt, es lebe die Oxygen-Economy und das ist noch nicht alles...

Tonton: Haaaaaalllllloooooooo!

Du, ich glaube das reicht jetzt. Sonst verschrecken wir die Leute noch unnötig. Das sind ja richtige Horrorszenarien, die wir da skizzieren. Laß uns jetzt mal ein wenig die Luft rausnehmen.

Blindtexter: NEEE. Ich sag jetzt nichts negatives, bloß weil Du die heile Welt nicht aushältst. Ich hab’s jetzt begriffen und ich möchte das es unser Publikum auch begreift...

(kleine Gedankenpause, direkt ans Publikum)

Schließen Sie jetzt bitte die Augen und stellen Sie sich vor, Sie lägen auf dem Meeresgrund in tausenden Metern Tiefe...

Sie atmen ein, Sie atmen aus.....

Tonton: Sehr verehrtes Publikum. Ich möchte mich an dieser Stelle, auch im Namen meines heutigen Gesprächspartners, ganz herzlich für Ihr Kommen und Ihre Aufmerksamkeit bedanken.

Wenn Sie mehr über “Atmen auf dem Meeresgrund” wissen möchten, besuchen Sie doch einfach einmal Blindtexters Homepage und klicken Sie auf den Link: “Tiefseetauchen - es geht auch ohne Sauerstoff”.

Dort erhalten Sie nützliche Tipps und Informationen über “Plötzliche Bewusstlosigkeit”, “Reanimieren - aber richtig” und “Warum fühle ich mich plötzlich so leicht?”.

Und falls Sie widererwartend noch nicht genug von uns haben, sind wir in 15 Minuten wieder für Sie da.

  
 
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by blindtexter @ 19.07.09, 18:20

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